RAUMSKULPTUR

 

 

AUSFLUG DER LAIENSPIELGRUPPE

IN DIE PELZTIERFARM NACH PAU

 

 

 

Projekt / Exposé:

 

 

Ausstellungsprojekt

in mixmedia:

 

Environment und Fotografie, Inszenierung und Klangraum, Videoprojektion und literarische Fragmente

 

 

 

 

 

 

 

 

Fragmente einer Wohnung, aus dem Lebenszusammenhang ihrer vormaligen Besitzer gelöst, werden arrangiert zu einer Raumskulptur, die ein auf Gegenläufigkeit basierendes Konstrukt begehbar werden läßt. Gegensätze sind schnell bei der Hand: Innen und Außen, Privat und Öffentlich, Individuum und Kollektiv, Selbstbild und Rollenspiel. Sie werden assoziativ in Bewegung versetzt durch die Fotos eines real stattgefundenen Ausfluges einer Gruppe von Männern und Frauen. Wer diese Fotos wann gemacht hat, bleibt so anonym wie die Herkunft der Bestandteile einer vormaligen Wohnungseinrichtung. Die Fotos werden übermalt präsentiert und konterkarieren die Angst als ein zentrales Motiv in diesem Projekt.

 

Das in die Raumskulptur eingebaute Video spielt mit der kulturellen Matrix, in der wir uns befinden. Fotos, die in der Raumskulptur eine Rolle spiele, tauchen im Video wieder auf.

 

 

Weitere Spiegelpunkte der Einrichtung: Eine Frau schreibt einen Brief, den sie auf Band gesprochen hat. Das Band wird auf einem Originaltonträger abgespielt. Eine Videoprojektion (oder auch Wiedergabe in einem Monitor) zeigt das Gerät als Maschine. Originaltöne wandeln sich in Zitate, Zitate stilisieren sich als Originaltöne.

 

Die Vorstellung von sich selbst wird in diesem Projekt als gesellschaftlicher Handlungsmotor verstanden: Angst, erkannt zu werden. Angst, nicht erkannt zu werden. Angst vor dem, der man wirklich ist, vor dem Selbst. Angst, nicht zu genügen, nicht dazuzugehören. Angst, daß sie Gesellschaft, in der man lebt, dieses Selbst ablehnt, verachtet, vernichtet.

 

Lebensräume werden hier als Innenhaut des Bewußtseins begriffen, deren Präsenz sich in den Exponaten und deren Arrangement im Raum spiegelt. Die Frage nach der Freiheit, nach dem Sprung in die völlige Unabhängigkeit von Zwängen, Diktaten und Erwartungen, ergibt sich aus dieser Konstellation fast von selbst.

 

Vor diesem Hintergrund kann eine individuelle Wohnungseinrichtung als Inszenierung und unter dem Aspekt des Theatralischen betrachtet werden.

Im privaten Raum, in der Art der Einrichtung, spiegeln sich Formen Angst, werden in den Bedürfnissen präsent und zeigen zugleich, was fehlt. Im Fehlenden wird deutlich, was jemand nicht ist, nicht sein kann. Hier wurzelt Kompensation in Konsum.

 

Das Fehlende kann ersetzt werden, man kauft es sich also. So werden Menschen zu Konsumenten anstatt zu Kreatoren.

Wenn eine Wohnungseinrichtung als Zurschaustellung eigener Vorlieben im privaten Raum aufgefasst werden kann, und wenn Teile einer solchen Wohnungseinrichtung durch die Künstler neu arrangiert und als Dramatisierung im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden, dann ergeben sich daraus Fragen wie:

 

Wozu brauchen wir die Dinge? Was machen wir mit den Dingen? Was machen die Dinge mit uns?

 

Fragen wie diese sollen mit individueller Erkenntnis konfrontieren. Es geht, um es mit Th.W. Adornos Auffassung von Dialektik zu formulieren, um den „Widerspruch gegen all dessen, was herrscht und was ist“ und darum, „alles Bestehende nach seiner vergänglichen Seite hin aufzufassen.“

 

Von Fotografen sagt man, sie schießen Bilder. Was, wenn wir selbst auf Bilder anlegen? Auf Bilder, die wir uns machen, um – wie wir glauben - in einer Welt bestehen zu können, die fast immer aus nichts anderem besteht als eben diesen Codes, Konstrukten, Moden, tradierten Vorstellungen usw.

 

©Atelier Tar und Monk

 Mai 2014

 

 

 

 

 

 

Mare Nostrum 

Pressetext zum Fotozyklus von Edith Tar

In der Fotogalerie am Helsingforser Platz, Berlin

 

Der Fotozyklus „Mare Nostrum“

der Leipziger Künstlerin Edith Tar entstand 2001 und unterstreicht einmal mehr die Vielschichtigkeit eines Oeuvre, das sich abseits von Strömungen und Schulen ausbreitet.

Die Fotografin behandelt Orte als Wahrnehmungsräume, deren Bestimmbarkeit durch die fotografische Komposition konstituiert wird. Das Spiel mit dem Augenblick verleiht den manchmal monumentalen, manchmal aber auch meditativ flächigen Kompositionen einen Atem, der die suggestive Gewissheit des Bildgeschehens in einen spekulativen Raum überführt. Das Bild triumphiert über den Versuch der Ausdeutung konkreter Orte ebenso wie über seine metaphorische Lesbarkeit. Damit läßt die Künstlerin dem Ort sein Geheimnis, der Betrachter kann dem Bild zum Gefährten werden. 

 

 

 

 

       

In Gedanken an Ramon Llul

 

Licht weht

 

suave mente